Geschichten für Leseratten

Nachdenkliche, Besinnliche und Traurige Geschichten III

Du bist nicht da
Alles Pfui und Haue
Er war nur ein kleiner Hund
Hundebabys zu verkaufen
Ein Hund wartet
Bleib noch einen Tag
Er ist eben mein Hund
Dein bester Freund, der Hund
Tierheim (Hinter einem Eisengitter)
Liebes Herrchen
Ein treues Herz
Treue
Die Bitte des Kettenhundes an Gott
Verlassen
Bin ich jetzt berühmt?
Tröste dich
 
 

Du bist nicht da      ^

Es scheint, als würdest du gerade durch den Garten kommen,
aber beim zweiten Hinsehen wird es klar
Du bis nicht da...
Ich rufe Dich ohne zu denken
aber Du bist nicht da…
Ich warte auf das Tappen Deiner Pfoten
aber Du bist nicht da…
Unbewusst suche ich Dich mit meinen Augen
aber Du bist nicht da…
Alles erinnert an Dich
aber Du bist nicht da…
Jahre hatte ich Angst vor diesem Moment,
aber er ist noch schlimmer als befürchtet:
Du bist überall präsent,
aber leider nicht mehr da….
 
 


Alles Pfui und Haue     ^

5.30 Uhr: Aufgestanden und großes Streckerchen gemacht.
Allein sein ist nicht schön. In Garten gegangen, Rosenstrauch beschnuppert, roch sehr fein. Beinchen gehoben.

6.00 Uhr: Küche gegangen, Futternapf umgestoßen, laut geheult, alles pitschpatschnaß, heulen und naß, Pfui.
Haue gekriegt.

6.30 Uhr: Wieder geheult, in Küche gegangen, rumgeschnuppert, rausgeflogen.
Küche istPfui.
Haue gekriegt.

7.00 Uhr: Im Wohnzimmer gewesen, Teppichfransen angeknabbert, rausgeflogen.
Haue gekriegt.
Wohnzimmer auch Pfui.

8.00 Uhr: Kleine Pfütze gemacht.
Schnauze eingetunkt.
Wieder Pfui, sehr geschämt.

8.30 Uhr: Schuh genommen, damit gespielt, zerbissen.
Haue gekriegt.
Schuhe nehmen ist Pfui.

9.00 Uhr: Buch vom Couchtisch gezogen, feine Spieljagd gemacht bis ganz kleine Schnipsel.
Pfui und natürlich Haue gekriegt.

9.30 Uhr: Sehr langweilig für vier Monate altes Hundebaby.
Nachgedacht.

Auf Couch gehopst und auf Seidenkissen gekuschelt.
Mama vermißt.
Warum ist sie nicht mehr da?

Plötzlich runtergeschmissen, rausgeflogen, mal keine Haue gekriegt, aber Pfui.

"Wenn alles Pfui, warum bin ich dann nur auf dieser Welt?
Warum nur hat mich dieses Frauchen ihrem Mann geschenkt?"
 
 


Er war nur ein kleiner Hund     ^

Der kleine Hund liebte seinen Herrn über alles. Dieser riesengroße Mensch war sein Abgott.
Er gab ihm Futter und Wasser und er schien ihn auch zu lieben; ganz sicher, denn er streichelte ihn zärtlich und redete mit ihm. Er gabe ihm einen Platz in seiner Wohnung, den er gegen jeden noch so großen Hund verteidigen würde. Das ging so ein ganzes Jahr lang. Dann wurden die Liebkosungen des Menschen spärlicher. Er schien immer unruhiger zu werden. Aber da er niemals vergaß, seinem kleinen Freund das Futter hinzustellen, machte der sich keine Sorgen. Ab und zu wurde er auch noch gestreichelt. Menschen waren und dachten eben anders als Hunde. So sprang er ihm immer wieder voller Freude entgegen, ja er schrie förmlich vor Freude, wenn er hörte, dass der Riesengroße nach Hause kam, der ihm leicht auf den Rücken klopfte und beruhigend, wenn auch etwas abwesend, sagte "Ja, ja ! ist ja gut !"
Dann kam die Urlaubszeit. Die erste im Leben des kleinen Hundes, der vor Aufregung leise jaulend neben seinen Herrn in das Auto gesetzt wurde, das er schon kannte. Er versuchte, sich möglichst nahe an den geliebten Menschen heranzudrängen, aber der schob ihn so unsanft zurück, dass der kleine Hund bestürzt zu ihm aufsah. Er ahnte nicht, dass sein Herr daran dachte, dass er wahrscheinlich überall nur Unannehmlichkeiten mit dem Tier haben und nie ganz frei sein würde. Er konnte ihn sicher nicht allein in dem fremden Hotelzimmer lassen, und er wollte und konnte ihn nicht dauernd mit sich herumschleppen.
Der kleine Hund, der verunsichert vorsichtig mit der Pfote nach ihm tappte, erschien ihm auch längst nicht mehr so nett, wie damals als er ihn in einem Schaufenster sah und kurzentschlossen kaufte, weil er sich gerade sehr einsam fühlte. Aber im Urlaub wollte er Bekanntschaften machen. Er wollte, nun ja, was halt alle im Urlaub wollen. Der kleine Hund war plötzlich eine Last für ihn, und er begann zu überlegen, wie er ihn loswerden könnte.
Als eine gut übersichtliche Strecke kam und er ganz sicher war, dass vor und hinter ihm niemand fuhr, fasste er den kleinen Freund plötzlich im Genick, der ihn zutraulich ansah und versuchte, rasch noch seine Hand zärtlich zu lecken, warf ihn kurzerhand aus dem Wagen und fuhr davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
Der kleine Hund überschlug sich, aber er hatte keine Verletzungen davon getragen. Er stand da, sah dem Wagen nach, der hinter einer dünnen Staubwolke immer kleiner wurde, und verstand die Welt nicht mehr. Sicher würde dwer Wagen gleich wiederkommen. Sicher war das nur ein Versehen. Vielleicht ein etwas grober Scherz, wie damals, als er ihn in ein tiefes Wasser geworfen hatte, um zu sehen, ob er schwimmen könne. Sicher würde er wieder besonders gestreichelt werden. Er würde warten, wie er schon so oft gewartet hatte. Er setzte sich an den Rasenrand der Straße. Er war nicht mehr der Jüngste, was ihm sein Herr nicht angesehen hatte. Seine Augen waren bereits etwas getrübt, aber er wusste, dass der Wagen, auf den er wartete, grün war. Manilagrün, wie die Menschen das nannten.
Jedesmal, wenn ein grüner Fleck in der Ferne auftauchte, richtete sich der Hund auf, spitzte die Ohren und wedelte unsicher mit dem Schwanz. Er lief ganz nah an die Fahrbahn. Sicher würde der Wagen, den er nur etwas verschwommen sehen konnte, halten und er würde schnell hineinspringen und alles würde wieder so sein wie früher. Aber der Wagen fuhr vorbei. Und der nächste grüne Wagen auch. Der kleine Hund war verzweifelt. Er winselte leise. Was sollte aus ihm werden ? Er hatte doch niemanden auf dieser schrecklich großen, fremden Welt außer diesem Menschen, der in dem grünen Wagen davongefahren war. Es kamen noch zehn grüne Wagen, es kamen zwanzig verschwommene grüne Wagen.
Der kleine Hund wurde immer verzweifelter. Er lief so nahe wie möglich an die Fahrbahn heran und dann plötzlich wusste er es: Das war sicherlich immer derselbe Wagen. Er fuhr nur immer wieder an ihm vorbei. Wenn der nächste grüne Wagen kam, würde er einfach hineinspringen und dann würde alles wieder gut sein. Er spannte seine müden Muskeln, duckte sich, als der nächste verschwommen grüne Wagen heranbrauste, und sprang.
Den Aufprall spürte er nur ganz kurz. Dann wurde er auf die Fahrbahn geschleudert und der nächste Wagen machte einen zottigen, blutigen Fleck aus ihm. Einen Fleck, der doppelt so groß war wie der kleine Hund. Der tote Hund sah jetzt viel größer aus, so wie Tote für uns immer größer werden, wenn man nichts mehr an ihnen gutmachen kann.

 
 


Hundebabys zu verkaufen     ^

Ein Geschäftsinhaber hatte ein Schild über seine Tür genagelt, darauf war zu lesen:
Hundebabys zu verkaufen!

Dieser Satz lockte Kinder an. Bald erschien ein kleiner Junge und fragte:
"Für wieviel verkaufen Sie die Babys?" Der Besitzer meinte "zwischen 30 und 50 Dollar".
Der kleine Junge griff in seine Hosentasche und zog etwas Wechselgeld heraus
"Ich habe 2,37 Dollar, kann ich sie mir anschauen?"

Der Besitzer grinste und pfiff.
Aus der Hundehütte kam seine Hündin namens Lady,
sie rannte den Gang seines Geschäfts hinunter, gefolgt von fünf kleinen Hundebabys.
Eins davon war einzeln, ersichtlich weit hinter den Anderen.
Sofort sah der Junge den humpelnden Kleinen.
Er fragte "Was fehlt diesem kleinen Hund?"

Der Mann erklärte, daß, als der Kleine geboren wurde, der Tierarzt meinte,
er habe ein kaputtes Gelenk und wird für den Rest seines Lebens humpeln.
Der kleine Junge, richtig aufgeregt, meinte "den kleinen Hund möchte ich kaufen".
Der Mann antwortete "nein, den kleinen Hund möchtest du nicht kaufen.
Wenn du ihn wirklich möchtest, dann schenke ich ihn dir."

Der kleine Junge war ganz durcheinander. Er sah direkt in die Augen des Mannes und sagte
"Ich möchte ihn nicht geschenkt haben. Er ist ganz genauso viel wert wie die anderen Hunde
und ich will für ihn den vollen Preis zahlen.
Ich gebe Ihnen jetzt die 2,37 Dollar und 50 Cents jeden Monat, bis ich ihn bezahlt habe.

" Der Mann entgegnete:
"du mußt den Hund wirklich nicht bezahlen. Er wird niemals rennen,
spielen und hüpfen können wie die anderen kleinen Hunde"

Der kleine Junge langte nach unten und krempelte sein Hosenbein hinauf und zum Vorschein
kam sein schlimm verkrümmtes, verkrüppeltes linkes Bein, geschient mit einer dicken Metallstange.
Er sah zu dem Mann hinauf und sagte: " naja, ich kann auch nichtso gut rennen
und der kleine Hund braucht jemanden, der Verständnis für ihn hat."
Der Mann biss sich auf seine Unterlippe. Tränen stiegen in seine Augen, er lächelte und sagte:

"mein Sohn, ich hoffe und bete, daß jedes einzelne dieser Hundebabys
einen Besitzer wie dich haben wird."

Im Leben kommt es nicht darauf an, wer Du bist; sondern daß jemand Dich dafür schätzt,
was Du bist, Dich akzeptiert und liebt!

 
 


Ein Hund wartet     ^

Mensch, hier sitzt dein Hund und wartet,
zu ängstlich und zu hoffnungsvoll, einfach zu gehn,
seit Tagen sitzt er einfach nur an der Straße,
er wartet auf dich und kann nicht verstehn,
wieso du ihn einfach verlassen hast.

Er dachte, hier hältst du nur an auf ein Spiel ,
das war vor Tagen, und dann gingst du fort.
Voll Vertrauen, ganz sicher, daß du zurückkommst,
leidet er seither an diesem einsamen Ort,
an dem du ihn einfach warten läßt.

Und so legt er sich nieder und schließt seine Augen,
als er schwach wird vor Hunger, die Kehle wund.
Dir, Mensch, hätt' ich gewünscht, zu erleben,
wie er schließlich starb, dein wartender Hund -
den du einfach vergessen hast.

 
 


Bleib noch einen Tag     ^

Lange kannte ich dich nicht,
da standest du schon bei Gott vor Gericht.

Ich wollte das nicht verstehen
und ließ dich nicht gehen.

Ich dachte, daß ich ohne dich nicht leben mag
und bat dich: "Bitte bleib' noch einen Tag."

Deinen Kopf, den streichel' ich.
Was hier passiert, versteh' ich nicht.

Ich glaube nicht, daß ich deinen Tod ertrag´,
"Bitte bleib' noch einen Tag."

Beim letzten Schritt, da halt' ich dich.
Dein Blick sagt mir: "Ich liebe dich."

Gute Zeiten hatten wir,
komm zurück und bleib bei mir.

Zu spät, es ist vorbei.
Meiner Kehle entrinnt ein Schrei.

Nie werde ich dich vergessen,
kein Hund kann sich an dir messen.

Ein neuer Hund, der ist schon da.
Für mich das Beste, ist wohl klar.

Und wenn er das Leben nicht mehr mag,
frag´ ich wieder: "Bleib´noch einen Tag."

 
 


Er ist eben mein Hund     ^

Er ist mein drittes Auge, das über die Wolken blickt,
mein drittes Ohr, das über die Winde lauscht.
Er ist der Teil von mir, der sich bis zum Meer erstreckt.
Wie er sich an meine Beine lehnt,
beim leisesten Lächeln mit dem Schwanz wedelt,
seinen Schmerz zeigt, wenn ich ohne ihn ausgehe,
all das sagt mir tausendmal,
daß ich der einzige Grund seines Daseins bin.

Habe ich Unrecht, verzeiht er mir mit Wonne.
Bin ich wütend, bringt er mich zu lachen.
Bin ich glücklich, wird er vor Freude fast verrückt.
Mache ich mich zu Narren, sieht er darüber hinweg.
Gelingt mir etwas, lobt er mich.

Ohne ihn bin ich ein Mensch unter vielen.
Mit ihm bin ich stark.
Er ist die Treue selbst.
Er lehrt mich die Bedeutung der Hingabe.
Durch ihn erfahre ich seelischen Trost und inneren Frieden.

Er lehrt mich verstehen, wo vorher meine Ignoranz war.
Sein Kopf auf meinem Knie heilt meine menschlichen Schmerzen.
Seine Gegenwart schützt mich
vor Dunkelheit und Unbekanntem.
Er versprach auf mich zu warten, wann und wo auch immer,
denn ich könnte ihn ja brauchen.
Und ich brauche ihn - wie schon immer.

Er ist eben mein Hund.

 
 


Dein bester Freund, der Hund     ^

Ich bin nie einsam und allein,
ich habe einen Freund -
und hätte er wie Menschen Tränen,
hätt' er auch oft mit mir geweint.
Den Menschen hat er viel voraus,
er kennt den Hass nicht und die Lügen.
Er hält auch in der Not zu dir
und wird dich nie betrügen.
Ob du arm bist oder reich,
das ist für ihn kein Grund.
Für ihn bist du der Allerbeste,
dein bester Freund, das ist dein Hund

 
 


Tierheim (Hinter einem Eisengitter)     ^

Hinter einem Eisengitter sitzt ein Hund,
er weint so bitter....
habt ihr mich denn ganz vergessen,
ihr Menschen, die mich einst besessen?

Wo seid ihr hin, ich kann´s nicht fassen,
ihr habt mich hier... allein gelassen?

Draußen kommt die finstre Nacht,
habt ihr an meine Angst gedacht?
Kälte schleicht durch alle Ritzen,
nirgendwo ein warmes Kissen.

Müde von dem langen Stehen,
von dem Warten, von dem Sehen
und vom Weinen, von dem Jammern,
such' ich in der kalten Kammer
einen Platz, um auszuruh'n.

Um mich her sind and're Hunde,
jeder ist für sich allein.
Ängstlich heulen sie an Wände,
gegen harten, kalten Stein.

Blanker Stein, auf dem ich liege,
feucht von meinem Seelenschmerz
Wo sind die Menschen, die ich liebe?
Menschen...ohne Stein als Herz...

Lange konnte ich nicht glauben,
daß ihr mich wirklich nicht mehr wollt,
bin immer hin und her gelaufen,
hab geknurrt und hab gegrollt.

Tagelang hab ich gewartet,
kein Futter hab ich angerührt.
Wochen...sind daraus geworden...!
von Euch - keiner zurückgekehrt!

Lange hab ich überlegt,
was habe ich euch nur getan?
Sicher war es furchtbar schlimm,
sonst hättet ihr das nicht getan!

Draußen vor dem Eisengitter
gehen viele, Tag für Tag,
schauen oft zu mir herüber,
aber keiner holt mich ab.

Manchmal kommen Kinder,
die spielen auch mit mir,
doch wenn dann der Abend kommt -
geh'n sie heim und ich bleib hier!

Traurig stehe ich am Gitter,
wedle freundlich jedem zu
wer mich anschaut...?
kommt nicht wieder,
egal, ob ich noch wedeln tu'...

Lange Zeit ist schon vergangen...
ich fühle nicht mehr diesen Schmerz
irgendwann hab ich vergessen
wie er war, DER MENSCH MIT HERZ

 
 


Liebes Herrchen     ^

Liebes Herrchen!
Am Morgen bist Du sehr früh aufgestanden und hast die Koffer gepackt. Du nahmst meine Leine, was war ich glücklich!!! Noch ein kleiner Spaziergang vor dem Urlaub - hurra! Wir fuhren mit dem Wagen, und Du hast am Straßenrand angehalten, die Tür ging auf, und du hast einen Stock geworfen. Ich lief und lief, bis ich den Stock gefunden und zwischen meinen Zähnen hatte. Aber als ich zurückkam, warst du nicht mehr da! In Panik bin ich in allen Richtungen gelaufen, um Dich zu finden aber vergebens! Ich wurde immer schwächer von Tag zu Tag. Ein fremder Mann kam, legte mir ein Halsband um und nahm mich mit. Bald befand ich mich in einen Käfig und wartete dort auf Deine Rückkehr. Aber Du bist nicht gekommen! Dann wurde der Käfig geöffnet. Nein, Du warst es nicht - es war der Mann, der mich gefunden hat. Er brachte mich in einen Raum - es roch nach Tod. Meine Stunde war gekommen

Geliebtes Herrchen, ich will, daß Du weißt, daß ich mich trotz meines Leidens, das Du mir angetan hast, noch stets an Dein Bild erinnere. Und falls ich noch einmal auf die Erde zurückkommen könnte - ich würde auf dich zulaufen, denn
ICH HATTE DICH LIEB!!!

 
 


Ein treues Herz     ^

Ein treues Herz, ein treuer Blick,
das gibt´s noch auf der Welt -
denn auch im Schmerz -
nicht nur im Glück
ein Wesen zu Dir hält.

In Freud und Leid, zu jeder Stund´,
hält einer treu zu Dir:
Dein Hund.

Er dankt für jedes kleine Glück
und blickt Dich an beseelt.
Er spricht zu Dir mit seinem Blick,
da ihm die Sprache fehlt.

Erkenn´ den Wert, bevor´s zu spät,
sei gut zu Deinem Tier -
denn wenn Dein Hund einst von Dir geht,
wer hält dann die Treue Dir?!

 
 


Treue     ^

Ihr liebt die treuen Hunde nicht?
Ist Euren Herzen fremd geblieben,
was aus der Hundeseele spricht
und wie ein Hund vermag zu lieben?

Kommt Ihr ins Elend erst einmal,
von allen, die Ihr kennt, verlassen,
und fühlet der Enttäuschung Qual,
dann lernt Ihr Hundetreue fassen.

Will unsere Hände er belecken,
aus klugen Augen auf uns schauend,
die Pfote uns entgegenstreckend,
nur uns ergebend, uns vertrauend.

Dann regt der feste Glaube sich,
weil uns ein Wesen treu geblieben,
dann lernt man unerschütterlich,
den braven Hund von Herzen lieben.

Und wenn Ihr das Gefühl nicht kennt,
ich Euch zu sagen mich nicht scheue:
Vom Hund, den Ihr "Köter" nennt,
lernt eine Tugend - lernt die Treue

 
 


Die Bitte des Kettenhundes an Gott     ^

Herr, ich bin nur ein armer Kettenhund,
steh' nun vor Dir, mein Hals ist wund.
Fast eingewachsen ist der Ring,
mit dem ich an der Kette hing.

Hab' Ohrenschmerzen,
bin fast blind
von Regen, Schnee und kaltem Wind,

von Rheuma steif sind meine Knochen,
bin fast auf meinem Bauch gekrochen
aus Angst vor meinem strengen Herrn;
denn mich zu streicheln, lag ihm fern,

hätt' gern gegeben alle Liebe,
erhalten hab' ich oft nur Hiebe,
nur so - weil grad im Weg ich stand,
und hätt' so gern geleckt die Hand

für nur ein wenig Zärtlichkeit,
ein wenig Lob, wär' gern bereit
mein armes Leben hinzugeben
könnt' ich mein Aug' zu ihm erheben

und lesen dann in seinem Blick
ein wenig Liebe - doch dies Glück
beschieden hier war es mir nie,
war immer nur ein armes "Vieh".

Bin noch nicht alt nach Menschenjahren
und hab schon so viel Leid erfahren!

Doch steht einmal mein Herr vor Dir,
dann bitt' ich Dich, versprich es mir,
ich fleh' darum nicht ohne Grund,
schick ihn zurück als Kettenhund

 
 


Verlassen     ^

Mein Aug ist trüb, mein Herz ist schwer
und ich vermiß mein Frauchen sehr.
Noch gestern ging sie mit mir aus,
dann aber ganz allein Nachhaus.
Ich wollt ja nach ihr rennen,
nur hab ich es nicht können!
Da ist der Gurt an meinem Bein,
soll das ein neues Spielchen sein?
Am Baum hat sie mich festgemacht
– was hat sie sich dabei gedacht?
weiß sie nicht, wie ich leide?
Wir sind doch Freunde, wir beide!
Wie froh sind wir umhergetollt,
und ich hab sie zurückgeholt,
die Stöckchen – sicher, leicht und schnell,
sie kraulte lobend mir das Fell.
Mein Bellen und ihr Lachen –
Das konnte glücklich machen!
Und wenn sie einmal traurig war,
ich strich ihr tröstend über´s Haar
und hatte stets ein off´nes Ohr,
wärmte ihre Seele, wenn sie fror.
Meint ihr, ich habe keine,
weil ich nicht lache oder weine?
Nun frier ich selbst, trotz dickem Fell,
ach hört denn niemand mein Gebell?
Und auch mein Magen knurrt so sehr,
wenn bloß der dumme Gurt nicht wär.
Ich spür, wie mir die Kraft entschwindet,
ich sterbe, wenn mich keiner findet!
O Frauchen, bitte sag mir an,
was hab ich Böses Dir getan
dass du mir auferlegst dies Joch
Ich aber lieb dich immer noch
auch wenn ich mich zu Tode quäle –
mit meiner ganzen Hundeseele
 
 


Bin ich jetzt berühmt?     ^

Heute wurde ich geboren. Eins von zehn. Mein Vater war sehr berühmt. Ich habe eine Menge Halbbrüder und -schwestern. Meine Mutter ist sehr berühmt. Seit sie berühmt wurde, hatte sie immer nur Welpen. Keine liebende Hand, keine lustigen Ausflüge . . . nur Welpen. Sie ist immer sehr traurig, wenn sie von ihr weggehen. Heute verließ ich mein Heim. Ich wollte nicht weg, deshalb habe ich mich hinter meiner Mutter und drei übrigen Geschwistern versteckt! Ich mochte dich nicht. Aber sie sagten, ich würde eines Tages berühmt sein. Ich frage mich, ob berühmt das gleiche ist wie Spaß und gute Zeiten? Du hast mich aufgehoben und weggetragen, obwohl es Dich gestört hat, dass ich mich vor dir versteckt habe. Ich glaube nicht, dass Du mich mochtest.

Mein neues Heim ist weit weg. Ich bin verstört und ängstlich. Mein Herz sagt: Sei tapfer. Meine Verwandten sind es auch. Ob sie auch in gute Hände kamen wie ich? Ich bin hungrig, weil zuviel essen schlecht für meine Knochen ist. Ich kann nicht beißen oder schnappen, wenn die Kinder gemein zu mir sind. Ich laufe einfach weg und spiele und tue so, als ob ich auf einer großen Wiese bin mit Schmetterlingen, Rotkelchen und Fröschen.

Ich weiß nicht, warum sie mich treten. Ich bin still, aber der Mann schlägt mich und sagt laute Dinge. Die Frau gibt mir keine guten Sachen, wie ich sie bei meiner Mutter hatte. Sie wirft nur trockenes Futter auf den Boden und geht weg, bevor ich nah genug zum Berühren und Schmusen kommen kann. Manchmal riecht mein Futter schlecht, aber ich esse es trotzdem.

Heute bekam ich zehn Welpen. Sie sind so wundervoll und warm. Bin ich jetzt berühmt? Ich wünschte, ich könnte mit ihnen spielen, aber sie sind so klein. Ich bin so jung und verspielt, dass es schwer ist, hier in dem Loch unter dem Haus zu liegen und meine Welpen zu säugen. Jetzt weinen sie. Ich zerkratze und zerreiße mein Fell.

Ich wünschte, jemand würde mir etwas Futter hinwerfen. Ich bin auch sehr durstig.

Jetzt habe ich nur noch acht. Zwei wurden während der Nacht kalt und ich konnte sie nicht warm machen. Sie sind tot. Wir sind alle sehr schwach. Vielleicht können wir etwas Futter bekommen, wenn ich sie auf die Veranda trage?

Heute haben sie uns weggeholt. Es war zuviel Aufwand, uns zu füttern und jemand kam, um uns zu holen. Jemand schnappte meine Welpen, sie weinten und winselten. Wir wurden in einen Lastwagen mit Boxen getan. Sind meine Babies jetzt berühmt? Ich hoffe es, denn ich vermisse sie. Sie sind weg.

Der Ort riecht nach Urin, Angst und Krankheit. Warum bin ich hier? Ich war genau so schön wie meine Verwandten. Ich bin hungrig, schmutzig, in Panik und unerwünscht. Vielleicht das Schlimmste, unerwünscht zu sein. Niemand kam, obwohl ich lieb zu sein versuchte.

Heute kam jemand. Sie legten mir ein Band um den Hals und führten mich zu einem Raum, der sehr sauber war und einen glänzenden Tisch hatte. Sie hoben mich auf den Tisch. Jemand hielt mich und streichelte mich. Ich fühlte mich so gut!!! Dann fühlte ich mich müde und lehnte mich hinüber zu demjenigen, der mich gestreichelt hatte.

Jetzt bin ich berühmt: Heute hat sich jemand um mich gekümmert.

 
 


Tröste dich     ^

1Liebes Herrchen, tröste Dich,
ich weiß, wie sehr Du liebtest mich,
und auch mein Herz schlug nur für Dich,
ich nie von Deiner Seite wich.
Verband uns traute Zweisamkeit,
und liebten wir es, rauszugeh'n,
des Abends die Geruhsamkeit,
liess manche Sorge schnell vergeh'n.

Kann ich Dich nun nicht mehr begleiten,
so wird mein Geist Dich doch geleiten,
meine Nase kennt jede Wiese,
jeden Windzug, welcher blies.
Wirst an allbekannten Stellen
auch erinnert sein ans Bellen,
wenn Du andere Hunde siehst
und vor Deinen Tränen fliehst.

Doch so soll Dich trösten eins:
Du warst mein Licht des Sonnenscheins,
gabst Futter mir und auch ein Dach,
dafür ich hielt Dir treu die Wacht.
Nie verlor'n geht diese Liebe,
unerfüllt sie doch erst bliebe,
wenn einander nicht gedacht,
Erinnerung nicht in uns wacht.
Drum gedenke meiner immer,
sonst der Schmerz wird sein noch schlimmer.
Schliess' mich in Dein Herz fest ein,
dann werd ich ewig bei Dir sein.

Sind die Tränen reich geflossen,
denk auch an meine Artgenossen.
Mancher sitzt gar wie in Trance
im Zwinger, hoffend auf die Chance,
welch Du bereit wärst, ihm zu geben
und erneut zu zweit zu leben.
Reich erfüllt von Stolz und Mut
tät nun ein neues Tier Dir gut.

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