Geschichten für Leseratten

Nachdenkliche, besinnliche und traurige Geschichten II

Der Kettenhund
Abfall der menschlichen Gesellschaft
Gott schuf auf dem Feld.....
Stille
Das Hundeland
Wie ein Hundebesitzer den richtigen Himmel findet
Living Love
Hundewunsch
Geh endlich weiter, fremder Mann
Das Hundewäldchen
Mein lieber Hund
Verlorener Engel
Abschied von einem Hund
Gedanken eines Hundes
Abschied
10 Bitten eines Hundes an den Menschen

Der Kettenhund      ^

Mit seinem sanften Blick schaut er mich an,
seine Augen sind immer aufmerksam.
In diesen Augen steht vieles geschrieben,
von Angst, Einsamkeit und Hieben.
Vieles, was andere nicht versteh'n,
kann ich in seinen Augen seh'n.
Sein Kopf hängt müde herunter,
und wird wahrscheinlich nie mehr munter.
Er hat die Hoffnung längst aufgegeben,
und somit auch sein ganzes Leben.
Sein Körper ist von Narben übersäht,
denn als ich ihn entdeckte, war's schon fast zu spät.
Ohne Wasser und ohne Futter lag er im Freien,
ob es regnete, hagelte oder begann zu schneien.
Das Dasein eines armen Kettenhundes führte dieser Hund,
- Tag für Tag, Stund für Stund.
Wärme, Liebe und Geborgenheit lernte er nie kennen,
er konnte nie auf einer grünen Wiese herumrennen.
Freiheit war für ihn ein Fremdwort,
eine schwere Eisenkette band ihn immer an denselben Ort.
Glücklicherweise habe ich ihn dann entdeckt,
ganz verwahrlost und verdreckt.
Nun führt er ein gutes Leben ,
ich versuche ihm alles was er braucht, zu geben.
Einen sauberen Schlafplatz, Aufmerksamkeit und genug zu Fressen,
aber es ist klar, er kann all die Jahre nicht einfach vergessen.
Viel zu viel wurde hier von uns Menschen zerstört,
niemand hat jemals auf ihn gehört.
Viele haben ihn gesehen, waren entsetzt und fragten "WARUM"?
Aber gekümmert hätte sich niemand darum.
Alle meinten nur, "ich kann ja sowieso nichts machen",
und konnten ein paar Minuten später wieder lachen.
Ich ließ das aber nicht so auf mir ruhn,
denn ich wusste, ich KANN etwas tun !
Es kostete mich viel Mühe und Kraft,
schlussendlich habe ich es jedoch geschafft.
Natürlich habe ich mich riesig gefreut,
und es bis jetzt keine Sekunde bereut.
Leider verbringen viel zu viele Hunde ein so elendes Leben,
und noch mehr Menschen stehen tatenlos daneben.
Sie denken: Dafür gibt es schließlich den Tierschutzverein
- der kann jedoch auch nicht überall gleichzeitig sein !!
 
 


Abfall der menschlichen Gesellschaft     ^

Ich sah die Hunde in ihren Zwingern im Tierheim,
Abfall der menschlichen Gesellschaft.
Ich sah in ihren Augen Liebe und Hoffnung,
Furcht und Verzweiflung, Traurigkeit und Betrug.
Und ich war böse.
"Gott", sagte ich "das ist schrecklich! Warum tust Du nicht etwas?"
Gott schwieg einen Augenblick und erwiderte dann leise:
"Ich habe etwas getan - ich habe Euch geschaffen."
 
 


Gott schuf auf dem Feld.....      ^

....ein Tier und sagte zu ihm: "Schütze den Menschen, geschaffen nach meinem Ebenbild. Ihn sollst du verehren!
Du sollst ihn in der Wildnis schützen, seine Herden hüten, seine Kinder bewachen, ihn begleiten, wo immer er geht, selbst in die Zivilisation. Du sollst seine Bundesgenosse, sein Sklave und sein Lebensgefährte sein."Und Gott sprach weiter:"Damit du dies alles vermagst, statte ich dich aus mit Instinkten, die allen anderen Tieren fehlen: Treue, Ergebenheit und Verständnis, das sogar das des Menschen selbst übertrifft.An Loyalität übertriffst du den Menschen bei weitem, bist blind für seine Fehler.An Verständnis übertriffst du den Menschen, denn es fehlt dir die Macht des Wortes. Kein Fehler der Zunge kann dadurch das Verhältnis zwischen dir und dem Menschen trüben, anders als bei Verständnis des Menschen mit anderen Tieren oder gar untereinander.Du sollst nur über deine Seele und durch deine treuen Augen zu deinem Herrn sprechen.Gehe an seiner Seite, schlafe vor seiner Tür, behüte ihn, schütze ihn gegen seine Feinde, trage seinen Lasten, teile seine trüben Gedanken, liebe ihn und tröste ihn.Und für all das wird der Mensch immer für dich sorgen, dir all das geben, was du brauchst und wünscht, nämlich Nahrung, Unterkunft und Liebe. Sei deshalb still und sei der Freund des Menschen.Führe ihn durch die Gefahren seinen Weg bis zum Land, das ich ihm verheissen habe.Dies sei dein Geschick und führe zu deiner Unsterblichkeit."So sprach der Herr. Und der Hund hörte es und war zufrieden.

 
 


Stille     ^

Gewiss werde ich traurig sein, wenn Du gehst.
Es wird still sein.
Ich werde Dich am Horizont kleiner werden sehen,
bis Dich die untergehende Sonne wegleuchtet
und ohne die Nacht zu verbrauchen wieder aufgeht.
Die Stille wird sich mit Leben füllen,
das wieder einmal anders ist
und ich werde dann dankbar sein,
daß es Dich gab.

 
 


Das Hundeland      ^

Vor langer Zeit blickte Gott auf die Erde nieder, die er geschaffen hatte und eine große Traurigkeit überkam ihn. Die Menschen hatten das Gesetz der Einheit vergessen. Haß und Gier schienen ihr Leben zu bestimmen. Gott beschloß daß es so nicht weitergehen konnte. Er versuchte dies den Menschen zu übermitteln, aber nur die Hunde hörte auf seine Botschaft . So beschloß er, all jene die ihn nicht hören wollten in andere Reiche zu entsenden. Er rief alle Geister des Wassers zusammen und schickte sie hinab auf die Erde. Die Fluten stiegen auf und überschwemmten das ganze Land und nur die Hunde überlebte den großen Regen. Doch Gott verspürte eine große Traurigkeit, denn eine Erde ohne Menschen war nicht daß was er wollte und er rief nach der Frau des Geistes, die einst auf der Erde geweilt hatte und jetzt hoch in den Wolken lebte. Auch die Hunde waren einsam und sehnten sich nach Kameradschaft, die sie in vergangener Zeit mit den Menschen erfahren hatten. Sie sahen die Frau im Himmel und beschlossen , sie auf die Erde einzuladen. Aber sie waren unsicher, denn sie wußten, das die Frau Land brauchen würde um gehen zu können. Alle Hunde schwärmten aus und brachten Erde mit. Als sie befriedigt feststellen konnten , daß es ein guter Platz geworden war, riefen sie die Himmelsfrau und baten sie herunterzukommen. Die Himmelsfrau blies den Atem des Lebens über die Erde und sprach "von nun an soll dieses Land Hundeland heißen" und die Menschen, die kommen werden, mögen mit Euch in Harmonie und Frieden leben

 
 


Wie ein Hundebesitzer den richtigen Himmel findet     ^

Ein alter Mann und sein Hund liefen eine unbefestigte Straße mit Zäunen an beiden Seiten entlang
Der Mann genoss die Landschaft, als ihm plötzlich bewußt wurde, daß er ja bereits verstorben war. Er erinnerte sich seines Ablebens und daß der Hund, der da neben ihm ging, ebenfalls schon vor Jahren gestorben war. Unterdessen fragte er sich, wohin ihn die Straße wohl führen würde.
In einem der Zäune war ein Tor. Sie blickten hinein und sahen eine schöne Landschaft mit Wiesen und Wäldern.
Es war genau das, was ein Hund, der gerne jagt, und sein Herrchen sich vorstellen.
Aber neben dem Tor stand ein Schild: „Kein Durchgang“ und so gingen sie weiter.

Nach einer Weile kamen die beiden zu einer hohen, weißen Steinwand, welche längs der einen Straßenseite verlief. Sie sah wie feinster Marmor aus. Auf der Spitze einer großen Anhöhe war ein Durchbruch in Form eines hohen Bogens auszumachen, der im Sonnenlicht glänzte. Der Mann und der Hund gingen auf das prächtige Tor zu. Wie sie näher kamen, sahen sie auf der einen Torbogenseite einen Mann hinter einem Schreibtisch sitzen. Diesen sprach der Mann mit dem Hund an: "Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen, wo wir wohl sind?"
„Dieses ist der Himmel, wehrter Herr!", anwortete der dort Sitzende. 

Der alte Mann war glücklich und wollte mit seinem Hund durch das Tor gehen.
Der Torwärter hielt ihn auf:
“Zutritt von Hunden ist nicht erlaubt, tut mir leid, aber er kann nicht mit reinkommen."
„Was ist denn das für ein Himmel, der Hunden den Zutritt verwehrt? wenn er nicht mit kann, bleibe ich mit ihm draußen. Sein ganzes Leben lang war er mein treuer Begleiter. Ich werde ihn jetzt nicht verlassen.“

„Machen sie es, wie sie meinen, aber ich warne sie, der Teufel befindet sich auch auf diesem Weg und er wird versuchen, sie mit schönen Worten in sein Reich zu locken. Er wird ihnen alles versprechen, aber der Hund wird auch nicht mit dürfen. Wenn Sie den Hund nicht zurücklassen, werden Sie für alle Ewigkeit auf dieser Straße bleiben müssen.“

Trotz dieser Aussichten ging der Mann mit seinem Hund weiter.
Sie kamen zu einem verfallenen Zaun mit einer Lücke darin, es war kein Tor, nur so etwas wie ein Loch im Zaun. Ein anderer alter Mann stand dort.

„Entschuldigen sie bitte, mein Hund und ich sind ziemlich müde, dürfen wir reinkommen und ein bißchen im Schatten sitzen?“
„Natürlich unter dem Baum dort finden sie kaltes Wasser. Machen sie es sich gemütlich.“
„Kann ich denn meinem Hund mit hier rein nehmen? Der Mann dahinten sagte, Hunde wären hier nirgends erlaubt.“
„Würden Sie denn hineinkommen, wenn sie ihren Hund draußen lassen müßten?“,
„Nein, das würde ich NICHT und das ist auch der Grund, warum wir nicht in den Himmel gegangen sind.
Wir werden für alle Ewigkeit auf dieser Straße bleiben. Ein Glas kaltes Wasser und etwas Schatten würden für´s Erste reichen. Aber ich werde NICHT reinkommen, wenn mein Kamerad nicht mit hinein darf, das steht fest.“

Der Mann hinter dem Zaun lachte und sagte: „Willkommen im Himmel!“
„Was, sie meinen, das hier ist der Himmel? Und Hunde SIND erlaubt? Wie kann es sein, daß der da unten an der Straße sagte, sie wären es nicht?“
„Das war der Teufel und er bekommt alle Leute, die bereit sind, das Tier, das sie sein Leben lang begleitet hat, aufzugeben, solange sie nur in den angeblichen Himmel dürfen. Sie merken bald, daß sie einen Fehler gemacht haben, aber dann ist es zu spät. Die Hunde kommen hierher und ihre wankelmütigen Besitzer bleiben dort. GOTT würde nicht zulassen, daß die Hunde aus dem Himmel verbannt werden. Schließlich hat ER sie als lebenslange Begleiter für ihre Menschen geschaffen, warum sollte er sie im Tod von ihnen trennen?“

 
 


Living Love      ^

Wenn Du jemals ein Tier liebst,
dann gibt es drei Tage in Deinem Leben,
an die Du Dich immer erinnern wirst...

Der erste ist ein Tag, gesegnet mit Glück,
wenn Du Deinen jungen neuen Freund nach Hause bringst.
Vielleicht hast Du einige Wochen damit verbracht,
Dich für eine Rasse zu entscheiden.
Du hast möglicherweise unzählige Meinungen verschiedener
Tierärzte eingeholt oder lange gesucht um einen Züchter zu finden.
Oder, vielleicht hast Du Dich auch einfach in einem flüchtigen Moment
für den dümmlich aussehenden Trottel im Schuppen entschieden
- weil irgend etwas in seinen Augen Dein Herz berührt hat.
Aber wenn Du Dein erwähltes Haustier nach Hause gebracht hast
und Du siehst es erforschen und seinen speziellen Platz in Deinem Flur
oder Vorraum für sich in Anspruch nehmen
- und wenn Du das erste Mal fühlst, wie es Dir um die Beine streift
- dann durchdringt Dich ein Gefühl purer Liebe,
das Du durch die vielen Jahre die da kommen werden mit Dir tragen wirst.

Der zweite Tag wird sich acht oder neun Jahre später ereignen.
Es wird ein Tag wie jeder andere sein.
Alltäglich und nicht aussergewöhnlich.
Aber, für einen überraschenden Moment wirst Du
auf Deinen langjährigen Freund schauen
- und Alter sehen, wo Du einst Aktivität sahst.
So wirst Du anfangen, die Ernährung Deines Freundes umzustellen
- und womöglich wirst Du ein oder zwei Pillen zu seinem Futter geben.
Und Du wirst tief in Dir eine wachsende Angst spüren,
die Dich die kommende Leere erahnen lässt.
Und Du wirst dieses unbehagliche Gefühl kommen und gehen spüren,
bis schließlich der dritte Tag kommt.

Und an diesem Tag
- wenn Dein Freund und Gott sich gegen Dich entschieden haben,
dann wirst Du Dich einer Entscheidung gegenüber sehen,
die Du ganz allein treffen musst
- zugunsten Deines lebenslangen Freundes,
und mit Unterstützung Deiner eigenen tiefsten Seele.
Aber auf welchem Wege auch immer
Dein Freund Dich vielleicht verlassen wird
- Du wirst Dich einsam fühlen,
wie ein einzelner Stern in dunkler Nacht.
Wenn Du weise bist, wirst Du die Tränen so frei
und so oft fließen lassen, wie sie müssen.
Und wenn es Dir typisch ergeht wirst Du erkennen,
dass nicht viele im Kreis Deiner Familie oder Freunde in der Lage sind,
Deinen Kummer zu verstehen oder Dich zu trösten.
Aber wenn Du ehrlich zu der Liebe zu Deinem Haustier stehst,
für das Du die vielen vor Freude erfüllten Jahre gesorgt hast,
wirst Du vielleicht bemerken, dass eine Seele
- nur ein wenig kleiner als Deine eigene -
anscheinend mit Dir geht, durch die einsamen Tage die kommen werden.
Und in diesen Momenten, in denen Du darauf wartest,
dass Dir all unser gewöhnliches passiert,
wirst Du vielleicht etwas an Deinen Beinen entlang streichen spüren
- nur ganz ganz leicht.
Und wenn Du auf dem Platz runterschaust,
an dem Dein lieber - vielleicht bester Freund - gewöhnlich lag,
wirst Du Dich an die bedeutsamen drei Tage erinnern.
Die Erinnerung wird voraussichtlich schmerzhaft sein
und einen Schmerz in Deinem Herzen hinterlassen.
Während die Zeit vergeht, kommt und geht dieser Schmerz
als hätte er sein eigenes Leben.
Du wirst ihn entweder zurückweisen oder annehmen,
und er kann Dich sehr verwirren.
Wenn Du ihn zurückweist, wird er Dich deprimieren.
Wenn Du ihn annimmst, wird er Dich vertiefen.
Auf die eine oder andere Art, es wird stets ein Schmerz bleiben.

Aber da wird es, das versichere ich Dir,
einen vierten Tag geben
- entlang mit der Erinnerung Deines Haustieres -
und durch die Schwere in Deinem Herzen schneiden,
da wird eine Erkenntnis kommen die nur Dir gehört.
Sie wird einzigartig und stark sein,
wie unsere Partnerschaft zu jedem Tier,
dass wir geliebt - und verloren haben.
Diese Erkenntnis nimmt die Form lebendiger Liebe an
- wie der himmlische Geruch einer Rose,
der übrigbleibt, nachdem die Blätter verwelkt sind,
diese Liebe wird bleiben und wachsen
- und da sein für unsere Erinnerung.
Es ist eine Liebe,
die wir uns verdient haben.
Es ist ein Erbe,
dass unsere Haustiere uns vermachen, wenn sie gehen.
Und es ist ein Geschenk,
dass wir mit uns tragen werden solange wir leben.
Es ist eine Liebe, die nur uns allein gehört.
Und bis unsere Zeit selbst zu gehen gekommen ist,
um uns vielleicht unseren geliebten Tieren wieder anzuschliessen
- ist es eine Liebe, die wir immer besitzen werden.

 
 


Hundewunsch     ^

Wünschst du dir einmal ein Hündchen,
denk' gut vorher drüber nach!
Du sollst immer für es da sein,
jeden Tag und manches Jahr.
Es gibt nicht nur frohe Stunden,
manchmal fordert´s auch Verzicht.
Jeden Tag möcht's deine Liebe,
sieh's doch mal aus seiner Sicht.
Es will sich Dir anvertrauen,
dich beschützen bei Gefahr.
Will sein ganzes Herz dir geben
und dies viele, lange Jahr'.
Leider bist du nicht so stetig,
hast geändert deinen Sinn.
Schiebst den Kleinen ab ins Tierheim
kein Gedanke wandert hin.
Hast dem Tier das Herz gebrochen,
es versteht die Welt nicht mehr,
war´s doch immer brav und artig
doch du kommst nie wieder her.
Traurig denkt´s an schön're Stunden
als du spieltest noch mit ihm.
Doch du hast ihn längst vergessen
zu andern Dingen zieht's dich hin.
Darum mache Dir Gedanken!
Hol' nicht leichtfertig ein Tier!
Nur wenn du willst zu ihm halten,
denn es hält ja auch zu dir.

 
 


Geh endlich weiter, fremder Mann      ^

Schweigend steh ich da, erschüttert,
vor den Boxen, engmaschig vergittert.
Ein alter Hund mit weißem Bart,
die Flanken eingefallen, dünn behaart,
schaut mich mit leeren Augen an:
"Du hilfst mir auch nicht, fremder Mann!
Spar dir dein trauriges Gesicht,
dein Mitleid, nein, das brauch´ ich nicht!
Geh endlich weiter, fremder Mann,
denn du erinnerst mich daran,
dass alle Liebe, die ich hab,
umsonst ich einem Menschen gab!
Doch wenn er käm´, holt´ mich nach Haus,
wie anders säh´ die Welt dann aus!
Mein ganzes Herz wär´ wieder sein -
warum nur ließ er mich allein?
Geh´ endlich weiter, fremder Mann,
denn du erinnerst mich daran,
dass alles hätte ich gegeben,
für deinen Bruder - selbst mein Leben!
Spar dir dein trauriges Gesicht,
dein Mitleid, nein, das brauch´ ich nicht.
Geh weiter - oder wag´ den Schritt,
hab´ Erbarmen - nimm mich mit!"

 
 


Das Hundewäldchen      ^

Zusammengekauert saß der bärtige alte Mann im Nieselregen eines kalten Wintertages vor dem Tor des Tierheims, neben sich in einem kleinen Bollerwagen einen Schäferhund, der sogar aus der Nähe wie ein Bündel alter Kleider wirkte, die jemand achtlos abgelegt hatte.

Die beiden mussten schon eine ganze Weile dort warten, denn als die ersten Angestellten früh um sieben kamen, hatte der Mann Mühe, sich aus seiner Stellung zu erheben, so steif war er geworden. Der Hund versuchte erst gar nicht auf die Beine zu kommen, er blinzelte nur kurz und schloß dann wieder die Augen, ohne einen Laut von sich zu geben.

"Es ist wegen Harras," der alte Mann sprach die junge Tierpflegerin, die das breite Tor aufschloß, zögernd an, "er ist krank" .. und nach kurzem Zaudern, "sehr krank."

Er hatte seinen breitkrempigen, verwitterten Schlapphut gezogen und wartete. "Dann müssen wir ihn uns wohl ansehen," für das Mädchen schien das ganze eher ein Routinevorgang zu sein. " Kann er noch laufen, ?" "Ja schon, aber er hat Schmerzen denke ich, ich werde ihn hineintragen". "Aber nein, dafür ist das Tier doch viel zu schwer, sie sah ihn zweifelnd an und setzte hinzu, "und Sie auf keinen Fall kräftig genug." "Das täuscht, erwiderte der Alte kurz, beugte sich nieder und schob seine beiden Arme wie die stählernen Greifer eines Gabelstaplers unter das Tier, um es dann sanft emporzuheben.

"Wohin?" fragte er und sein Atem schien kaum beschleunigt. "Erst einmal ins Trockene, der Tierarzt kommt erst in einer Stunde". Das Mädchen schritt ihm schnell voraus und bog schon wenige Meter weiter in einen kleinen Nebenweg ein, an dessen Ende ein breiter Bungalow stand. "Hier werden unsere Neuankömmlinge untergebracht", sie schloß die Tür auf und der warme Dunst vieler Tierleiber schlug den Eintretenden entgegen. "Legen Sie Ihren Hund hierher, Sie können bei der Untersuchung dabeibleiben, sie wies auf eine schmale Pritsche, die vor dem Behandlungsraum stand. "Es sei denn, Sie wollen das Tier nicht mehr haben und er wird ohnehin Dauergast bei uns", sie sah ihn fragend an."

"Das ist Harras und Sie sollten solche Vermutungen erst gar nicht anstellen, er versteht Sie nämlich." Das Mädchen lächelte, "tut er das? Dann sollte ich wohl etwas vorsichtiger mit meinen Worten sein". Der Mann legte das Tier unendlich liebevoll auf die Pritsche und setzte sich daneben.

Das Mädchen ging geschäftig hin und her, ordnete Instrumente, öffnete Medizinschränke und ließ die beiden dabei nicht aus den Augen. Endlich schien sie mit ihren Vorbereitungen für den tierärztlichen Alltag fertig zu sein und wandte sich dem alten Mann und dem Hund zu. "Darf ich ihn mir mal ansehen, oder ist er kein Menschenfreund?" "Er ist mein Freund" das schien dem Alten als Empfehlung für sein Tier zu reichen. Vorsichtig kam das Mädchen heran, sprach mit sanfter, tiefer Stimme beruhigende Worte und streckte ihre offene Handfläche dem teilnahmslos daliegenden Hund behutsam entgegen.

Er reagierte nicht.

"Harras, mein Guter, sie versuchte immer noch, die Aufmerksamkeit des Hundes zu wecken, vermied es jedoch, sich ebenfalls auf die Pritsche zu setzen.

" Mein Alter, Du darfst," sagte der Mann plötzlich, "sieh doch nur, sie setzt sich nicht".

Das Mädchen lächelte, "sie mögen das alle nicht, sie fühlen sich wie in einer Falle, wenn sie von zwei Seiten eingekreist werden und dann hat man Mühe, ihr Vertrauen zu gewinnen". "Der Mann erwiderte ihr Lächeln, " mir scheint, Sie sind hier am richtigen Platz, die Tiere werden Sie mögen."

Als wolle der Hund diesen Satz bestätigen, hob er schwach den Kopf und schnupperte an der ausgestreckten Hand. Ein kaum wahrnehmbares Schwanzwedeln signalisierte, dass die kurze Prüfung befriedigend ausgefallen war.

"Äußere Verletzungen hat er keine, soweit ich sehe, aber er ist wohl schon sehr alt.?"

"Das sind wir beide und bisher waren wir trotzdem noch niemals krank", sagte der Alte und seine Worte klangen wie eine Beschwörung, dass es auch diesmal nichts schlimmes sein möge.

Das junge Mädchen füllte eine Schüssel mit Wasser und schob sie sacht in die Nähe der Hundeschnauze, doch der Hund zeigte weiterhin keine Reaktion.
"Nun, was immer es ist, ich fürchte, wir werden ihn röntgen müssen, richten Sie sich schon mal darauf ein, dass unser Doktor nur dann eine wirkliche Diagnose stellen kann."

"Wie ist er?" "Ein guter Mann, oder einer von der Metzgersorte?"

Das Mädchen überlegte kurz, als wolle es auf keinen Fall etwas falsches sagen und sah den Alten dann voll an: "Er ist eine ehrliche Haut, wenn Ihr Hund keine Chance mehr hat, wird er es Ihnen knallhart sagen, er hält nichts davon, kranke Tiere um jeden Preis am Leben zu erhalten, aber, er tut alles, um das Einschläfern zu vermeiden".

"Das ist gut", sagte der Alte und sah zum erstenmal weniger besorgt aus.

"Sie können bei der Untersuchung dabeibleiben, der Doktor findet, das beruhigt seine Patienten und er hat weniger Streß, " das Mädchen strich Harras sanft mit dem Handrücken über die Stirn und verschwand dann im Nebenraum. Kurze Zeit später tauchte sie wieder auf, in der Hand einen dampfenden Becher mit Kaffee, den sie dem Alten ohne ein Wort reichte. Der nahm das Gefäß dankbar entgegen, wandte sich aber keine Sekunde von dem Tier auf der Pritsche ab.

Er trank und summte dabei in tiefem Baß eine Melodie, die der Hund zu kennen schien, er öffnete die Augen und wedelte schwach. "Ja, mein Alter, hab keine Angst, ich bin ja da, es wird Dir niemand weh tun", er sang diese Worte fast und seine Stimme zitterte leicht.

Dann ging alles ziemlich schnell. Der Tierarzt, ein grobschlächtiger Mann um die 40, mit überraschend sanften Händen nahm sich viel Zeit für den alten Schäferhund und man sah seinem Gesicht nicht an, zu welchem Ergebnis er gekommen war. Endlich ging er in den Nebenraum, um die Röntgenaufnahme auszuwerten und kam lange Zeit nicht zurück. Als er wieder eintrat war sein Gesicht mehr als ernst.

"Wo leben Sie mit dem Hund", er sah den Alten fragend an und mit einem zweifelnden Blick auf dessen Kleidung , " ich meine, hat der Hund ausreichende Pflege?"

"Wir leben zusammen und was ich habe, hat auch Harras", der Alte schien nicht gesonnen, mehr Auskünfte zu geben.

"Es könnte sein, dass das in seinem jetzigen Zustand nicht mehr ausreichen wird, das Tier kann nicht auf der Straße leben, Sie sollten ihn hier bei uns lassen."

"Auf gar keinen Fall, der alte Mann erhob sich abrupt , " sagen Sie mir nur, was er braucht, er wird es bekommen".

Der Arzt schwieg eine Weile, seufzte tief und sagte dann rasch, " Sie sollten wissen, dass Ihr Harras keine Chance mehr hat, ich kann ihn für etwa 24 Stunden schmerzlos halten und das werde ich auch tun, aber dann müssen Sie sich entscheiden, obwohl es eine wirkliche Wahl für jemanden, der sein Tier so liebt wie sie, nicht geben wird, nicht geben sollte.

Der Alte antwortete nicht sofort, er schien wie betäubt vor Schmerz und sein Bart zitterte. "Und Sie irren sich nicht?" Seine Stimme war fast tonlos.

"Ich denke, Sie wissen die Antwort darauf selbst, dass Sie zu uns gekommen sind, zeigt mir, dass Sie zumindest geahnt haben wie krank Ihr Hund ist."
"Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie wissen, dass seine Krankheit nichts mit seinem Leben auf der Straße zu tun hat, das kann auch jedem Wohlstandshund passieren und ist dann ebenso hoffnungslos." Der Arzt versuchte nicht länger, seine Diagnose erträglich klingen zu lassen, er wandte sich schon seiner nächsten Aufgabe zu, "machen wir weiter Britta," sagte er kurz zu dem jungen Mädchen, das die ganze Unterhaltung in teilnehmendem Schweigen angehört hatte.

"Kommen Sie, ich gebe Ihnen das Schmerzmittel für Harras," sie legte ihre Hand auf den Arm des Alten und führte ihn zu einem der großen Medizinschränke.
"Sie können das Tier hier lassen, sagte sie dann und ihre Augen wirkten dunkel vor Anteilnahme, ehe er antworten konnte fuhr sie fort, "ich weiß, das kommt für Sie nicht in Frage, aber erwähnen muss ich es."
Sie reichte ihm ein kleines Fläschchen, "bitte jeweils dreimal am Tag 10 Tropfen ins Trinkwasser träufeln, oder auch öfter, wenn Sie merken, er hat Schmerzen."

Der Alte griff nach dem Fläschchen mit der trüben Flüssigkeit wie nach einem Rettungsanker, doch sie hielt es fest und sah ihn eindringlich an.
"Ich muss Sie warnen, achten Sie auf die Dosierung, es ist ein überaus starkes Betäubungsmittel, gleichermaßen gefährlich für Mensch und Tier."
"Danke," er verstaute das Fläschchen wie eine Kostbarkeit tief in der Tasche seines abgetragenen Mantels.

"Ehe er sich abwenden konnte, sagte sie, "kennen Sie die Schrebergartensiedlung am Stadtrand?"
Er schien gar nicht zuzuhören, seine Augen wirkten leer und fast blicklos. "Sie können dort mit Harras die nächsten Tage verbringen, um diese Jahreszeit ist dort niemand, sie griff in ihren blauen Kittel und reichte ihm einen großen Schlüssel. "Der ist für den Eingang zur Anlage. "Das Gartenhaus meines Großvaters finden Sie in der dritten rechten Abzweigung vom Tor aus betrachtet, Nummer 11, und der Schlüssel liegt unter dem Blumentopf am Eingang."

Jetzt endlich schien er seine Umgebung wieder wahrzunehmen, er sah sie an, als biete sie ihm nicht nur einen Platz für sich und das kranke Tier, sondern die Rettung aus tiefster Not. "Mein Gott Kind, das gibt es noch," er betrachtete das Mädchen Britta so zweifelnd, als werde das Angebot im nächsten Augenblick zurückgezogen.
"Warum tun Sie das?"

Sie zuckte die Achseln, " wahrscheinlich weil ich gerade meine Hündin Tess verloren habe und die Erinnerung noch frisch genug ist, echte Gefühle um mich herum nicht achtlos zu übersehen". "Ich arbeite hier" weil Tiere nun einmal meine Welt sind, aber glauben Sie mir, oft genug würde ich das alles gern hinschmeißen beim Anblick all der vernachlässigten und mißhandelten Kreaturen." "Kommt dann aber Jemand wie Sie und Harras, dann weiß ich wieder, es lohnt sich," sie stockte einen Moment und fügte dann hinzu; "Liebe lohnt sich."

Der alte Mann lächelte und sah für einen Moment weniger unglücklich aus. "Ich wünsche Ihnen, dass immer Jemand in ihrem Leben sein wird, der diese Ansicht mit Ihnen teilt, sagte er dann und dem Mädchen war für einen Moment so, als habe der Alte sie gesegnet.

Der alte Ölofen in der Gartenlaube gab eine köstliche Wärme ab und die Eisblumen an den kleinen Butzenscheiben schmolzen zusehends. Beide, der alte Vagabund und sein Hund waren restlos erschöpft, es war ein weiter Weg gewesen bis hier heraus und nur auf dem letzten Stück hatte ein LKW das Wägelchen und die beiden mitgenommen. Den ganzen restlichen Weg hatte der Alte das Gefährt gezogen und von mal zu mal längere Pausen einlegen müssen.
Gierig trank das Tier das leicht erwärmte Wasser in das der alte Mann nun die vorgeschriebenen Dosis der Schmerztropfen hineingegeben hatte. Schon Minuten später streckte der Schäferhund sich seufzend wie ein alter Mensch auf der breiten Liege aus, die mitten im Raum stand und der Mann deckte ihn behutsam mit einer alten Schafwolldecke zu, die er in einem der Schränke gefunden hatte.

"Es ist soweit mein Freund, nur noch kurze Zeit und wir beide werden im ewigen Sommer auf die Jagd gehen", liebevoll strich er dem Tier über den Kopf. "Aber jetzt muss ich Dich ganz kurz allein lassen, Du weißt, den letzten Gang wird ein Team wie wir beide es sind, so antreten, wie es sich für freie und stolze Geschöpfe gehört. Ich habe also noch einiges zu tun, schlafe mein Kleiner, schlafe, ich werde hier sein, wenn Du erwachst, ich werde immer hier sein, immer, immer, seine Stimme versagte und der Hund, als habe er die beschwörende Stimme absolut verstanden, stöhnte tief und schwer und schlief ein.

In der Kneipe der kleinen Siedlung, die direkt hinter den Schrebergärten lag, gings an diesem Abend hoch her. Es war Freitag und das bevorstehende Wochenende sorgte bei allen für eine Bombenstimmung.

Den alten Mann, der plötzlich in der Tür stand, bemerkten die Zecher erst, als er seine Mundharmonika ansetzte und die neuesten Hits aus den Charts zu spielen begann. Im Nu wurden Tische und Stühle beiseite geräumt und der Tanz ging los. Der Alte spielte ausgezeichnet und der Wirt sah sein Geschäft blühen.

" Spiel, spiel Alter, es soll Dein Schaden nicht sein". Und der Alte spielte als hänge sein Seelenheil davon ab. Zwei Stunden später steckte er erschöpft und taumelnd vor Müdigkeit die Mundharmonika in die Tasche, nachdem er als letztes Lied das bekannte "muß i denn zum Städtele hinaus", intoniert hatte.

Der Wirt winkte ihn an den Tresen und wollte ihm ein wirklich gut bemessenes Trinkgeld in sein Hutband stecken, aber der Alte wehrte ab.
"Das habe ich gern getan, wenn auch nicht umsonst, alles was ich von Ihnen dafür verlange, ist ein Pfund rohes gehacktes Fleisch aus Ihrer Küche, er sah den erstaunten Wirt beschwörend an, nur das, nicht mehr."

"Sollst Du haben Alter, wenngleich Du Dir für das Geld gewiß hättest Hackfleisch für eine ganze Woche kaufen können". Der alte Mann lächelte als er das Fleischpaket in Empfang nahm, denn der gutmütige Wirt hatte ihm einen gefüllten Flachmann in die Verschnürung gesteckt.
Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, als er ihn zur Tür begleitete und sie hinter dem Graukopf abschloß.

Das Tier hob den Kopf als der Alte die Gartenlaube betrat. "Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich lasse Dich länger allein als ich muss?" Habe ich nicht immer gehalten, was ich Dir versprochen habe mein Junge? "Ich werds auch diesmal tun, sei sicher, wir beide gehen zusammen in das Land hinter dem Regenbogen.
Was meinst Du, sollen wir beide das so machen wie wir gelebt haben, mit einem Festakt von dieser Bühne abtreten, wie zwei alte Gaukler, die noch mal groß aufdrehen, obwohl ihr Programm langsam zu verstaubt ist, noch irgendwen von den Sitzen zu reißen?"

Der Hund hatte aufmerksam zugehört, es schien ihm etwas besser zu gehen, und als die Stimme seines Herrn verstummte, seufzte er tief und legte die Schnauze auf die Vorderpfoten "Ja, ja", der Mann packte das Fleischpaket aus, breitete das Papier sorgfältig auf dem Boden aus und wartete. Der Hund ließ ihn nicht aus den Augen, schickte sich aber nicht an, das weiche warme Lager zu verlassen.

"Ich bin ein Idiot", der Alte strich dem Tier sanft mit dem Handrücken die Schnauzbarthaare zurück, " aber kreide es mir nicht an Harras, ich hab doch glatt vergessen, wieviel Du von guten Tischmanieren hältst, es wird in unseren Kreisen eben nicht vom Boden gespeist, Du hast Recht.
Also der Herr, es ist angerichtet", er hob das Papier samt Inhalt vom Boden auf und legte es dem Hund direkt vor die Schnauze.

Der Schäferhund begann zu schnuppern, zögerte und tat dann so, als fresse er ein Häppchen, in Wahrheit jedoch blieb es bei dem Versuch. Mit unendlicher Traurigkeit in der Stimme sagte der alte Mann, "bin ich zu spät Harras, war das Timing mal wieder saumäßig, wie schon so oft? Weißt Du, ich habs nicht eher geschafft Dir Dein Lieblingsmenü zu beschaffen, könntest Du nicht mal probieren, ob es sich gelohnt hat, dafür zwei Stunden die Einmannkapelle zu spielen?" Er nahm etwas von dem frischen Hackfleisch auf die Hand und hielt es dem Tier bittend hin.

Der Hund sah ihn aus trüben, unendlich ergebenen Augen an, dann nahm er zögernd ein paar Bröckchen und schluckte es ohne zu kauen hinunter.

"Na was hältst Du davon?"

Der Hund stieß einen kurzen winselnden Laut aus und, als wolle er die Bemühungen seines menschlichen Freundes belohnen, leckte er mit der Zunge einige Fleischkrümel aus der Hand des Alten. Doch damit schien seine Energie erschöpft und er schloß erneut die Augen.

Seufzend stand der Alte auf und traf seine Vorbereitungen. Er fand im Geräteschuppen alles was er brauchte und schritt schon wenige Minuten später mit Schaufel und Hacke bewaffnet die wenigen Meter zu einem an die Schrebergärten angrenzenden Wäldchen. Er drang tief bis ins Unterholz vor und begann zu graben.

Im Frühjahr, zur Zeit der Schneeschmelze fand man die beiden. Mann und Hund einander zugewandt, eine Hundepfote in der Hand des Mannes, eine Geste unendlicher Liebe.

Die Schrebergärtner nannten das Gehölz seitdem das Hundewäldchen und schworen darauf, dass von dort in kalten Nächten die leisen Töne einer Mundharmonika und fröhliches Hundegebell zu hören seien.

 
 


Mein lieber Hund      ^

Ich möcht einmal danken,dass ich dich hab
und dass dir der Schöpfer soviel Treue mitgab.
Soviel Liebe ins Herz und in die Augen gelegt,
das hat mich an dir schon immer
bewegt.

Drum sag ich dir heute: auch in der Not
teil ich mit dir mein letztes Stück Brot,denn anstelle
der Menschen Hader und Zank
ist mir gewiss dein ewiger Dank!

Geleit ich dich einmal zur ewigen Ruh und drück
deine treuen Augen dir zu,dann halt
ich still inne und schäme mich nicht,
wenn Tränen mir rinnen übers Gesicht...

Und manchmal , da schau ich zum Himmel empor, glaub
dich bellen zu hören,und stelle mir vor:
so wie ich an ihn denkt er auch immerdar an sein Frauchen auf Erden,wo so glücklich er war.

Du lebst in mir fort bis die Spuren verwehn
und jemand der einst an meinem Grabe wird stehn.

 
 


Verlorener Engel      ^

Ich frage mich,
wann ist dieser Schmerz besiegt,
der so schwer in meinem Herzen liegt.
Wann werde ich das je begreifen,
und nicht mehr hilflos ins Leere greifen.
Ich würde Meilen gehen,
um Dich noch einmal zu sehn.

Das Schicksal des Lebens wurde vom obersten Richter gefällt,
und er hat Dich zu seinem Engel gewählt.
Der Himmel schrie nach Dir
und nahm Dich weg von mir.

So viele Tränen auch gerannt,
Dein Bild ist für immer in mein Herz gebrannt.

 
 


Abschied von einem Hund      ^

Es ist soweit - deine Zeit ist gekommen
du musst gehen
auch ich hör die Engel nach dir rufen
doch ich bitte dich: "Bleib stehen"
Du schaust mich an
ich blick zurück
ich lauf zu dir
ich halte dich noch einen Augenblick.
Ein letztes Mal leckst du meine Hand
ich halt dich fest, lass dich nicht gehen
ich renn dir nach und rufe:
"Bitte bleib doch stehen"
Du wedelst noch einmal
dann gehst du fort
doch auf einmal weiß ich:
irgenwann folge ich dir an diesen Ort.
Ich setze mich an unsern Lieblingsplatz
und denk an dich
ich weiß genau
du denkst auch an mich!
Leb wohl, mein Freund
dir danke ich
du warst immer da
dafür lieb ich dich!

 
 


Gedanken eines Hundes      ^

Ich bin den weiten Weg gegangen, nun bin ich am Endort angelangt.
Es riecht nach Kot, Urin und Blut.
Ich bin krank, doch keinen kümmert's, ich bin durstig und hungrig, doch keinen kümmert's, ich finde keine Ruhe, weil auch meine Brüder und Schwestern vor Angst, Hunger und Durst heulen, doch keinen kümmert's. Wir haben alle den Endort erreicht und täglich werden es mehr. In ein paar Tagen werden sie kommen, dann finde ich meinen Frieden, diese Hoffnung verdrängt langsam meine Angst. In diesem unseren Lande werden die Lebenden, die Toten noch beneiden! Ein guter und immer treu sorgender Mensch, hat mein Leben zerstört, er hat meine unendliche Ergebenheit und Liebe verraten. Er hat mich weggegeben, weil er wohl verzweifelt war.
 
 


Abschied      ^

Du hast mich heut nacht im traum besucht
so real, mir zum greifen nah
ich wurde wach -
du warst nicht da
tränen in den augen
verschleiern mir den blick
du fehlst mir so
und kehrst nie mehr zurück
nur eine woche ist es her
als das schicksal dich mir nahm
seh dich noch dort liegen
ich nahm dich in den arm
hab deine wärme noch gespürt
doch du bewegtest dich nicht mehr
alles leben plötzlich fort
in mir ist alles leer
hab dich so geliebt
hast mir so viel gegeben
nur kurz hast du gelitten
vorüber war dein kleines leben
eben noch warst du bei mir
sahst mich an ein letztes mal
wo bist du hin, mein lieber
frag ich mich voller qual
bist wohl im regenbogenland
ohne leid, gehts dir dort gut
die hoffnung, dass wir uns wiedersehen
lindert schmerz, gibt neuen mut
tage voller licht und schatten,
tage voller freude und glück
mir bleibt nur die erinnerung
an die schöne zeit mit dir zurück
ein blick in deine frohen augen
und wir hatten uns gefunden
hast so gern getobt, gespielt
warst mein trost in schweren stunden
hast mich immer treu begleitet
ich dank dir so dafür
dein platz in meinem herzen
sei gewiß, bleibt immer hier
bis du wieder in meinen armen liegst
wird noch viel zeit vergehn
besuch mich ruhig in meinen träumen
bin froh, dich so glücklich zu sehn
das leben geht weiter
von nun an ohne dich
sieh herab von deiner wolke
und vergiss mich nicht.

 
 


10 Bitten eines Hundes an den Menschen      ^

1. Mein Leben dauert nur 10 - 15 Jahre. Jede für mich schmerzhafte Trennung von Dir wird für mich Leiden bedeuten. Bedenke es, ehe Du mich anschaffst.
2. Gib mir Zeit zu verstehen, was Du von mir willst.
3. Pflanze Vertrauen in mich ein, ich lebe davon.
4. Zürne mir nie lange und sperr mich nicht zur Strafe ein. Du hast Deine Arbeit, Deine Vergnügungen, Deine Freunde - ich habe nur Dich.
5. Sprich mit mir! Wenn ich auch Deine Worte nicht ganz verstehe, so doch die Stimme, die sie an mich wendet.
6. Wisse, wie immer an mir gehandelt wird, ich vergesse nie!
7. Bedenke, ehe Du mich schlägst, dass meine Kiefer mit Leichtigkeit Deine Hand zerquetschen können, dass ich aber keinen Gebrauch von ihnen mache.
8. Ehe Du mich bei der Arbeit unwillig schiltst, träge oder faul zu sein, bedenke, vielleicht plagt mich ungeeignetes Futter, vielleicht war ich zulange der Sonne ausgesetzt oder ich habe ein verbrauchtes Herz.
9. Kümmere Dich um mich, wenn ich alt werde. Auch Du wirst einmal alt sein.
10. Gehe jeden schweren Gang mit mir. Sage nie: "Ich kann so etwas nicht sehen", oder "Es soll in meiner Abwesenheit geschehen". Alles ist leichter für mich - mit Dir!

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